Sex, Romanzen und Beziehungen als Sucht?

Inhalt:

Bei “Süchten” denkt man zunächst an stoffliche Süchte wie Alkohol und Drogen, meinetwegen auch noch an nichtstoffliche (prozessgebundene) Süchte wie Arbeits-, Spiel- und Internetsucht ;-)

Beziehungen und das Drumrum bringt man dagegen eher selten mit Sucht in Verbindung. Dass auch Sex, Romanzen und Beziehungen (aber sogar auch Nichtsex, Nichtromanzen und Nichtbeziehungen!) Sucht sein können, darüber stolperte ich kürzlich in einer Phase intensiver Beschäftigung mit psychologischen Themen, bei der ich auf das Buch von Anne Wilson Schaef stieß, das diese Themen ausführlich behandelt, sowie auf einige andere Bücher.

Da es auch um das Hauptthemengebiet von de.talk.romance geht und dieses Buch dort bisher offenbar noch nicht aufgetaucht war, möchte ich diese Bücher hier ausführlicher besprechen – teils auch mit “wörtlichen Zitaten” – und zum weiteren Selbststudium empfehlen. Einige Aspekte, die ich wichtig finde, um selbst zu erkennen, ob man betroffen ist, stelle ich ausführlicher dar, andere Aspekte streife ich nur, wie bspw. die im Buch ausführlich dargesellten Verflechtungen zu unserer Gesellschaft, weil das erst bei größerem Interesse an der Materie interessant wird. Der Buchhandel will ja auch noch verdienen... :-)

In anderer Literatur werden Sex-, Romanzen- und Beziehungssucht sowie Co-Abhängigkeit oft zusammengefasst oder vermischt. Anne Wilson Schaef trennt diese Süchte zunächst sauber voneinander, da nur die getrennte Betrachtung der drei Süchte Klarheit bringt, welches Problem man genau hat und wie man es daraus resultierend angehen kann. Die Süchte sowohl einzeln, als auch gemeinsam zu betrachten ist laut der Autorin wichtig. Aber auch der zugrundeliegende allgemeine Suchtprozess ist wichtig, da sonst womöglich nur die eine alte Sucht durch eine andere neue Sucht ersetzt wird.

Suche nach oder Flucht vor Nähe?

Wer eine der Süchte (oder Kombinationen miteinander oder mit Co-Abhängigkeit) hat, lebt in ungesunden Pseudo-Beziehungen. Es sieht dann zwar so aus, als suche man die Nähe besonders intensiv, aber eigentlich ist es das genaue Gegenteil: Flucht vor der Nähe! Wirkliche Nähe finde man nur in einer gesunden suchtfreien Beziehung. In der Pseudo-Beziehung eines Süchtigen ist die Beziehung der “Kampfplatz” für die Süchte, die Beziehung zur anderen Person wird für die Sucht missbraucht, um den Kick/Rausch zu bekommen.

Jede der Süchte wird auch im gesellschaftlichen Zusammenhang betrachtet, da sie mehr oder weniger stark zumindestens teilweise bestens in unser Gesellschaftssystem integriert sind und von ihr gefördert werden (bspw. Religion, Filme, Musik und Werbung).

Sexsucht

Bei dieser steht naheliegenderweise die Besessenheit von Sex im Mittelpunkt. Alles im Alltag wird mit Sex in Verbindung gebracht. Die Besessenheit erlangt die Kontrolle über das Leben.
“Sexsucht verändert – wie jede andere Sucht – die persönliche Befindlichkeit. Sie wirkt sich – wie jede stimmungsverändernde Droge – auf den Menschen aus. Sexuelle Besessenheit wird zum ‘Fix’ – und wer abhängig ist, holt sich seinen ‘Kick’ mit Hilfe dieses sexuellen ‘Fix’”
Verfall der Wertevorstellungen, Realitätsverlust, gestörte Denkprozesse, ... gehören – wie auch bei anderen Süchten – zu dieser Sucht im fortgeschrittenen Stadium.

Die Sexsucht kann in verschiedenen Abstufungen auftreten. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die beiden letzten, aber jede von ihnen kann bereits süchtig sein.

Romanzensucht

“Romanzensüchtige sind in ihre Vorstellungen von Romantik verliebt. Die andere Person interessiert sie eigentlich gar nicht. Romanzensüchtige sind Experten auf dem Gebiet der Illusion.” ...
Sie signalisieren ihre Bereitschaft für eine Beziehung oder für Sex, wollen im Grunde genommen jedoch beides nicht. Vielmehr suchen sie den ‘Kitzel’, das ‘Risiko’, das in einer neuen Romanze oder einem romantischen Erlebnis liegt. Kerzenlicht, Blumen, sentimentale Schauplätze, verträumte Orte – das ist der Stoff, aus dem die Romanzensucht besteht. Solche Menschen beschäftigen sich viel mehr mit dem Drumherum als mit der anderen Person.”

Die äußere Form ist es, nicht der Inhalt. Ein verdrehtes Bild der Realität. Von einer Beziehung wird erwartet, dass sie wie ein Märchen sein muss. Aber die Sucht kann neben Beziehungen auch Ereignisse allgemein betreffen. Auch hier gibt es verschiedene Abstufungen:

Beziehungssucht

Hier werden zwei Haupttypen unterschieden:
I: Nach Beziehungen selbst süchtig sein zu irgendeinem Menschen (auf die Idee fixiert)
II: Nach einer Beziehung zu einer bestimmtem Person süchtig sein (auf die Person fixiert)

“Die stimmungsverändernde Droge ist für sie die Phantasie oder oder der Glaube, sie hätten eine Beziehung.”
Die Beziehung beherrscht das ganze Denken (Besessenheit), der Aufbau von Beziehungen und was damit zusammenhängt (Diät, ...) wird ritualisiert, Beziehungen werden schnellstmöglichst festgelegt (Heirat, ...) oder man hält an Beziehungen zwanghaft fest. Beim Typ I wird eine Beziehung eingegangen, ohne Prüfung, ob man zusammen passt, Hauptsache Beziehung. Typen II neigen zur Selbstaufgabe (aller Werte etc.). Sie sind oft Experten im Beziehungsaufbau (Literatur dazu verschlungen: zuhören, Gefühle teilen, Aufmerksamkeit schenken, ... aber alles nur oberflächlich). Sie haben einen Horror vorm Alleinsein und einen selektiven Gedächtnisschwund, was negative Beziehungserfahrungen betrifft. Kontrollbedürfnis, Manipulation und Eifersucht sind weitere Merkmale. Auch hier gibt es verschiedene Abstufungen:

Die Integration der Süchte in die Gesellschaft wird bei der Beziehungssucht bei einem interessanten Aspekt genauer beleuchtet. Die ganzen Verhaltensmuster werden offenbar in der Jugend bestens geübt in “Beste/r-Freund/in-Beziehungen”, die nach sehr ähnlichen Mustern ablaufen wie spätere Beziehungssucht. Für den Aufbau von gesunden Beziehungen gibt es dagegen praktisch keine Vorbilder.

Zur Beziehungssucht kann auch das Klammern an Erinnerungen von vergangenen Beziehungen gehören.

Co-Abhängigkeit und Suchtprozess

Das Thema Co-Abhängigkeit wird oft mit den drei obigen Süchten oder anderen vermischt.
“Bei einigen Definitionen con Co-Abhängigkeit stehen die Helferrolle und das Kontrollverhalten im Mittelpunkt, und es wird davon ausgegangen, es handle sich um eine Beziehungen betreffende Krankheit oder zumindestens um eine solche, die in Beziehungen ausgetragen wird. Zudem herrscht mittlerweile die Ansicht vor, dass Co-Abhängigkeit jeder Sucht zugrunde liegt. ...
Schon seit einiger Zeit vertrete ich die Ansicht, dass Co-Abhängigkeit nicht nur eine auf Beziehungen beschränkte Krankheit ist und ein Co-Abhängiger nicht unbedingt einen Menschen braucht, an dem er seine Krankheit auslebt. Ein Co-Abhängiger kann genausogut von einem Zaunpfahl co-abhängig sein.”

(Anm.:Ich kann auch einige “Zaunpfähle” benennen... ;-) )

Zur weiteren Behandlung des Themas Co-Abhängigkeit springe ich mal zunächst in ein weiteres Buch von Anne Wilson Schaef speziell zu diesem Thema (überspringen). Der Begriff Co-Abhängigkeit entstand aus dem Kreise der Betroffenen selbst heraus und bezog sich zunächst auf Angehörige von Alkoholikern u.ä. und bezeichnete deren Verhalten als Förderer bzw. Helfer des Alkoholikers. Je mehr man sich bei der Behandlung des Alkoholikers auch dessen Umfeld zuwandte bei der Behandlung, umso klarer wurde, dass die Co-Abhängigkeit ein eigenständiges Problem ist, unabhängig von Suchtproblemen anderer. Ein vermutlich sehr umfassendes Problem, einigen Schätzungen nach sind rund 96% der Bevölkerung davon mehr oder weniger stark betroffen.

“Es ist mir wichtig, nochmals zu betonen, dass das, was wir Co-Abhängigkeit nennen wirklich eine Krankheit ist, die in vielerlei Formen auftritt und die aus einem Krankheitsprozess hervorgeht, der eng mit unserem Gesellschaftsprozess verbunden ist. Ich nenne diese Krankheit den Suchtprozess.
Dieser Suchtprozess ist eine schwere und widernatürliche Erkrankung, und die damit verbundenen Einstellungen, Überzeugungen, Verhaltensweisen sowie ihr Mangel an Spiritualität verneinen das Leben und führen unausweichlich zum Tod. Für diese Primärerkrankung, deren Symptome u.a. Co-Abhängigkeit und Alkoholismus sind, ist unsere Gesellschaft – offen oder verdeckt – ein idealer Nährboden. ...
Es ist meine feste Überzeugung, dass viele Krankheiten sowie psychische Leiden und Verhaltensstörungen letzlich Erscheinungsformen des Suchtprozesses sind.”

Wie die Sekundärkrankheiten aus der Primärkrankheit hervorgehen und wie sie aus verschiedenen Blickwinkeln heraus benannt werden, hat sie tabellarisch zusammengestellt:

Sucht- und Drogentherapie:
Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, Essstörungen, Sexsucht, Spielsucht, Co-Abhängigkeit, ...
Psychosozialer Bereich:
Charakterstörungen, bestimmte Psychosen (manisch-depressiv etc.), Narzissmus, Zwangsneurose, abhängige Persönlichkeit, Depression, Phobien, ...
Frauenbewegung:
“nicht befreite” Frau, “nicht befreiter” Mann
Familientherapie:
gestörte Familie, Suchtfamilie

Viele Namen, viele Ausprägungen, aber im Grunde die gleiche Grundlage, wie im Buch genauer beschrieben wird.

“In der Sucht- und Drogenberatung gilt gemeinhin jene Person als süchtig, die ein zwanghaftes Bedürfnis nach einer Substanz oder einem Ereignis außerhalb ihrer Selbst hat, die wichtiger werden als die eigene innere Klarheit. In dieser Klarheit sein, heißt so zu leben, wie es gesund ist für Leib und Seele. ...
Bei der Drogentherapie ist schon seit langem bekannt, dass das Aufgeben des Suchtmittels immer erst die Spitze des Eisbergs ist. Nach dem Entzug der offensichtlich tödlichen Droge greifen Abhängige fast immer ähnlich süchtig zu anderen Drogen – meist zu solchen, die nicht gar so tödlich sind, wie Nikotin, Koffein, Zucker. Dieses Verhalten unterstützt meine These, dass wir es hier nicht nur mit der Behandlung einer bestimmten Sucht oder Abhängigkeit zu tun haben, sondern dass wir es hier mit einem Suchtprozess zu tun haben, der Verursacher vieler Süchte und Abhängigkeiten sein kann. ...
Die Erkenntnis, dass hinter dem Alkoholismus ein Suchtprozess lauert, würde auch erklären, weshalb die Anonymen Alkoholiker mit ihrem Zwölf-Schritte-Programm so erfolgreich sind, ...”

denn ihre Arbeit endet nicht mit der Abstinenz, sondern geht weiter mit der Änderung der Lebenseinstellung, bei der man zu seiner Klarheit zurückfindet. Man verlässt das Suchtsystem, man hat quasi die Grundlage, alle Süchte anzugehen, in die man sich sonst noch flüchten könnte oder in der man vorher schon steckte (Co-Abhängigkeit bspw., da von dieser fast alle in unserer Gesellschaft betroffen sind), sobald man die volle Bandbreite seines Suchtverhaltens kennt.

Co-Abhängigkeit ist also eine eigene Krankheit und entgegen der ersten Definitionen keine “Opferrolle”, in die man nur durch den Süchtigen gedrängt wurde. Man hat als ebenfalls Süchtiger aktiv daran mitgewirkt. Was nicht besonders wundert, da unser Gesellschaftssystem die Co-Abhängigkeit fördert, so dass fast alle co-abhängig sind. Da so viele davon betroffen sind, vor allem auch helfende Berufe, darunter natürlich auch Psychologen etc., wird Co-Abhängigkeit oft aber nicht als eigenständige Krankheit erkannt und somit auch nicht Zusammenhänge mit anderen psychischen Problemen.

Was sind nun Merkmale der Co-Abhängigkeit? Anne Wilson Schaef listet zunächst (nicht unbeding vollständig, aber repräsentativ) die Merkmale des allgemeinen Suchtprozesses auf:

Nicht jedes Symptom äußert sich dabei in allen möglichen Sekundärkrankheiten des Suchtprozesses, aber jede weist ein ganzes Bündel davon auf. Jede Einzelkrankheit ist eine bestimmte Ausprägung der Grundkrankheit. Man muss sie sowohl als Teil der Grundkrankheit erkennen und behandeln, als auch als eigenständige Krankheit.

Danach kommt sie zu den Wesensmerkmalen der Co-Abhängigkeit:

1. Außenorientierung
Ihr Verhältnis zur Umwelt und ihre Art sich zu sehen ist das hervorstechendste Merkmal der Co-Abhängigen:
Co-Abhängige sind beziehungssüchtig. Sie finden sich selbst nicht wichtig, sondern suchen Bestätigung bei anderen: Fremdbestimmung, geringes Selbstwertgefühl, ohne eine Beziehung als Nichts fühlen, sich selbst aufgeben. Oft Klammerbeziehungen mit gegenseitiger Abhängigkeit.
Co-Abhängige können sich nicht abgrenzen. Man übernimmt die Gefühle und Gedanken von anderen.
“Familie, Kirche und Schule” richten uns ganz bewusst dazu ab, “unsere Grenzen nicht wahrzunehmen. Man lehrt uns zu denken, was wir denken sollen, zu fühlen, was wir fühlen sollen, zu sehen, was wir sehen sollen, und zu wissen, was wir wissen sollen, Das ist gutes altes Co-Abhängigkeits-Training. Wir lernen, dass der Bezugspunkt für unser Denken, Fühlen, Sehen und Wissen außerhalb unseres Selbst liegt – und eben so erzieht man Menschen ohne Abgrenzung. Um sich abgrenzen zu können, muss der Mensch zunächst eine Beziehung zu sich selbst herstellen (nämlich wissen, was er innerlich fühlt und denkt), und erst dann kann er eine klare Beziehung zu seiner Umwelt haben.”
In Alkoholikerfamilien dreht sich so beispielsweise das ganze Familienleben mangels Abgrenzungen um den Alkoholiker.
“Da der Co-Abhängige nicht wirklich zu sich selber steht, ist für ihn unbedingt wichtig, dass andere ihn so sehen, wie er gesehen werden möchte.” Dazu dienen Täuschungsmanöver (die sowohl zum Punkt Außenorientierung, wie zum Kontrollverhalten gehören). “Was denken die anderen von mir?” Sie haben sozusagen keine eigene Persönlichkeit, sondern versuchen nur das zu machen, wovon sie denken, dass die anderen genau dieses erwarten. Co-Abhängige haben stets das Bedürfnis nach Bestätigung von außen und einen guten Eindruck zu machen.
Co-Abhängige habe kein Vertrauen in die eigenen Wahrnehmungen und Gefühle. Sie müssen erst von außen bestätigt werden.
2. Übertriebene Fürsorge
Co-Abhängige helfen gerne. Das hat zum einen mit dem niedrigen Selbstwertgefühl und den Wunsch nach Bestätigung, zum anderen mit dem Wunsch nach Kontrolle zu tun. Sie wollen sich unentbehrlich machen (und helfen so auch, wo gar keine Hilfe gewünscht ist oder sogar kontraproduktiv ist).
3. Körperliche Erkrankung
Co-Abhängige sind Arbeitstiere, übernehmen sich oft dabei, für zwei zu sorgen, und bekommen so stressbedingte oder psychosomatische Krankheiten.
4. Selbstbezogenheit
Subtiler als bei Alkoholikern. Selbstlosigkeit. Der Co-Abhängige sieht sich als Ursache der Gefühle der anderen.
5. Kontrolle
Co-Abhängige glauben fest daran, sie sollten und könnten alles kontrollieren. Versuche, das Unkontrollierbare zu kontrollieren, können zu Depressionen führen.
6. Gefühle
Co-Abhängige sind nicht im Kontakt mit ihren eigenen Gefühlen, weil sie stets damit beschäftigt sind, Erwartungen anderer zu erfüllen. Kommen doch mal eigene Gefühle, kommen sie übermächtig. Sie haben gelernt, dass nur “annehmbare” Gefühle gefühlt werden dürfen, ihre Gefühle sind verzerrt, verdreht, ... Aus der Unterdrückung und Verzerrung von Gefühlen entsteht Groll etc., die sich dann unkontrolliert Luft machen.
7. Unehrlichkeit
Da Co-Abhängige nicht im Kontakt zu ihren Gefühlen stehen, Täuschungsmanöver einsetzen, Erwartungen anderer erfüllen etc., verstricken sie sich dadurch auch in Lügengebäude.
8. Egozentrik
Co-Abhängige fürchten das Verlassenwerden und wollen unbedingt an allem, was geliebten Menschen wichtig ist, beteiligt sein.
9. Leichtgläubigkeit
Co-Abhängige glauben fast alles, was man ihnen sagt, insbesondere wenn es ins Konzept passt.
10. Verlust der eigenen inneren Moral
Selbstzerstörung durch Unehrlichkeit und Vernachlässigung von Körper und Seele. Außerdem dadurch, dass wir durch die Verstrickung in die Co-Abhängigkeit, z.B. zu Alkoholikern, anderen, die wir auch lieben (z.B. Kinder), schaden.
11. Angst, Starrheit, Rechthaberei
Vieles vom obigen löst Ängste aus (Verlassenwerden, Kontrollverlust, ...). Ängste machen starr, Veränderungen werden gescheut. Letzlich werden sie so auch immer rechthaberischer.

Im nachfolgenden Kapitel geht sie darauf ein, wie die Gesellschaft mit Familie, Schule und Kirche die co-abhängigen Strukturen bestens fördern bzgl. blockierten Gefühlen, Perfektionismus, Unehrlichkeit und zwanghaftem Denken. Danach geht sie auf Therapiekonzepte ein: bisherige und ihre Tücken, sowie bessere Methoden.

Doch zurück zum anderen Buch zu Beziehungssucht & Co. Wir waren stehengeblieben bei der Vermischung der drei Süchte untereinander und mit der Co-Abhängigkeit und der sauberen Trennung. Bei alten Definitionen der Co-Abhängigkeit war man durch den “eigentlichen Süchtigen” (Alkoholiker etc.) in einer “Opferrolle”. Die neueren Erkenntnisse heben die eigene Sucht der Co-Abhängigkeit heraus und damit auch die eigene Verantwortung für diese Sucht. Hat man diesen Schritt getan, die eigene Verantwortung für seine Süchte zu übernehmen, fällt es auch leichter, zu erkennen und selbst zu verantworten, dass es womöglich noch mehr Süchte gibt: Sex-, Romanzen- und Beziehungssucht in Partnerschaften, sowie Co-Abhängigkeiten dort, aber auch außerhalb von Partnerschaften, nämlich zu Freunden, Bekannten, Kollegen, ..., aber auch evtl. zu “Zaunpfählen”, wie sie schreibt. Das mag meiner Interpretation nach z.B. die Abhängigkeit von allgemeinen gesellschaftlichen Tendenzen sein (Arbeitsmarktlage), Gegenständen (bei mir bspw. meine Fahrräder), Tieren, Vereinen, ... sein, von deren Zustand man sein eigenes Glück abhängig macht. Hat man einzelne Verhaltensweise sauber den einzelnen Süchten zugeordnet, ist der Weg für eine Behandlung besser geebnet.

Suchtbeziehungen

Wie schon oben erwähnt, sind der Kampfplatz der drei Süchte Beziehungen. Es sind genauer gesagt Pseudo-Beziehungen, die nur so aussehen, als würde Nähe gesucht, wo aber das Gegenteil der Fall ist. Die Autorin listet eine ganze Reihe von Fertigkeiten auf, die geeignet sind, Pseudo-Beziehungen schnell und zuverlässig aufzubauen, viele davon gesellschaftlich durchaus anerkannt und gefördert.

Sie beschreibt die “ideale” Beziehung, wie sie heute noch oft praktiziert wird, mit Begriffen der Transaktionsanalyse, nach der in jedem Menschen drei Ich-Ebenen existieren: Eltern, Kind und Erwachsener. Von diesen werden in “Idealbeziehungen” nur zwei verwendet (Eltern und Kind) und führen zu statischer “Stabilität und Sicherheit”. Nach außen übernimmt bspw. der Mann die Elternrolle und sorgt für Geld, Auto und die große Welt draußen, die Frau hat dann die Kinderrolle. Nach innen übernimmt bspw. die Frau die Elternrolle und umsorgt den Mann. Beide sind so völlig abhängig voneinander.

Weitere Merkmale einer Suchtbeziehung: Unehrlichkeit, Kontrollbedürfnis, keine Freiräume, aneinander kleben, Abschieben von Verantwortungen, Selbstbezogenheit etc. Als Fernbeziehung funktionieren Suchtbeziehungen oft besser (Freiräume sind dann da, Beziehung kann auf Phantasie-Ebene/Sehnsucht besser laufen). Zerbricht eine Suchtbeziehung, entsteht große Leere.

In Suchtbeziehungen lassen sich nach Anne Wilson Schaef vier Pseudo-Beziehungen beobachten. Zwei (stärkere) Maskenbeziehungen (meine Beziehung mit deiner Maske und umgekehrt), wobei die Maske das ist, was nach außen zur Schau gestellt wird: man gibt sich so wie man meint sein zu müssen, damit der andere Zuneigung gibt. Dann die (weniger starken, aber trotzdem wichtigen) Projektionsbeziehungen (meine Projektion auf dich, wie ich dich sehe, und umgekehrt) als Phantasiebeziehungen.

Nähe und gesunde Beziehungen

Diesem Suchtbeziehungen stellt sie gesunde Beziehungen mit richtiger Nähe zueinander gegenüber. Zunächst aber stellt sie fest:
“Eine wesentliche Grundvoraussetzung für Nähe und Intimität lautet: Wir müssen uns selbst nahe sein. Solange wir Nähe von außen erwarten, werden wir sie niemals richtig erleben und auch nicht fähig sein, sie mit anderen zu teilen. Wollen wir einem anderen Menschen nahe sein, müssen wir zunächst einmal wissen, wer wir sind, was wir fühlen, was wir denken, wo unsere Stärken liegen, was uns wichtig ist und was wir wollen. Wenn wir all das für uns selber nicht wissen, wie sollen wir dann einen anderen Menschen daran teilhaben lassen?”
Wichtig bei Nähe und Vertrautheit ist zunächst die Fähigkeit der “Wahrnehmung” und dies zunächst bei sich selbst. Und dabei nicht nur Gefühle ausdrücken lernen, wie in einigen psychologischen Fachgebieten gut gelehrt (eventuell auch nicht vorhandene...), sondern diese wirklich erstmal spüren und durchleben. Und alte hochkommende Gefühle auch als Geschen betrachten können.

Danach geht sie zur Nähe zu anderen über und was dieser in der Regel im Weg steht: Selbstbezogenheit, Unehrlichkeit, Kontrollillusion und Ablehnung von Verantwortung (zu den Begriffen s.a. Abschnitt Co-Abhängigkeit). Unter anderem wird darauf eingegangen, warum Menschen sich oft nicht aus zerstörerischen Beziehungen lösen.
“Die Krankheit einer süchtigen Gesellschaft hält uns derart in unseren Süchten gefangen, dass eine Genesung das Durchlaufen unserer persönlichen Wahrheitsebenen hin zu unserer eigenen Heilung erfordert. Zuerst müssen wir uns eingestehen, dass überhaupt ein Problem vorliegt; sodann müssen wir die Zeit und die Sicherheit haben, um uns durch unsere Gefühle durchzuarbeiten; und schließlich müssen wir uns zu dem Anteil bekennen, mit dem wir ein krankes System unterstützen. Unterlassen wir den Schritt, unsere Komplizenschaft mit diesem System zu erkennen, gehen wir das Risiko ein, uns neue Unterdrücker zu suchen – ...
Um zu genesen, müssen wir die Verantwortung (im Sinne von Besitzerschaft und nicht Verantwortlichsein und Tadel) für unseren persönlichen Suchtprozess und unsere Komplizenschaft mit dem uns zerstörenden System übernehmen. Erst wenn wir respektieren, wie der einzelne Mensch sein Dasein als Opfer aufarbeitet, werden wir selber nicht mehr länger Opfer sein.”

Also raus aus der Opferrolle, rein in die Täterrolle und selbst das Leben in die Hand nehmen!

“Nähe bedeuted anwesend zu sein – in bezug auf die eigene Person und den Partner –, und dies ist, wenn eine Sucht vorliegt, unmöglich.
Um die Diskussion zum Thema Nähe zu vervollständigen, müssen wir einen Blick auf körperliche und sexuelle Intimität werfen. Innerhalb unserer Suchtgesellschaft sind dies beiden Begriffe oft verwechselt worden. Nicht jede Intimität muss physischer Art sein, und nicht jede körperliche Intimität ist gleichbedeutend mit Sexualität. Beide Formen sind wichtig, aber beide sind in Pseudo-Beziehungen nicht anzutreffen. ...
Normalerweise erwachsen wahre sexuelle und körperliche Intimität aus einem Prozess, in dem Nähe wächst, und der muss eine Geschichte haben. Aus diesem Grund sollten, wenn der erste Schritt in Beziehungen physischer oder sexueller Natur ist oder in einer körperlichen oder sexuellen Anziehungskraft besteht, die roten Warnlampen der Sucht aufleuchten.”

(In anderen Quellen wird übrigens für den Körperkontakt mit nicht-sexueller Intention der Begriff “Sensualität” verwendet.)
Aus einem anderen ihrer Bücher (Weibliche Wirklichkeit) fasst sie den Begriff Liebe zusammen:
“Damals beschrieb ich die Liebe als ein unendliches Zeichen (∞), das zwischen zwei Menschen fortwährend hin- und herströmt. Liebe ist ein Energiefluss, der von der Herzgegend eines Partners ausströmt und beim Solarplexus des anderen eintritt. Sodann durchströmt diese Energie den Körper, wird vom Empfänger – demjenigen, der geliebt wird – aufgenommen und durch neue Energie vermehrt, da der Empfänger ebenfalls liebt. Schließlich wandert die Liebesenergie in die Herzgegend und wird zum Partner zurückgesendet, und der ganze Prozess wiederholt sich.”
Damit das funktioniert, muss jeder Partner auch Nähe zu sich selbst empfinden, ebenfalls mit einem Unendlichkeitszeichen dargestellt, insgesamt also drei (graphisch ungefähr so: 88). Anschließend listet sie einige Merkmale von “Nähe ist ...” auf.

Analog zu den Suchtbeziehungen definiert sie dann bei gesunden Beziehungen das Vorhandensein von 5 Beziehungen gleichzeitig: 2 Beziehungen der Partner jeweils zu sich selbst, dann diejenigen 2 Beziehungen, die die beiden in ihrer Phantasie mit dem anderen haben. Das ähnelt ein wenig den projektierten Beziehungen in Suchtbeziehungen, unterscheiden sich aber wesentlich davon, weil über sie in gesunden Beziehungen geredet wird, sie bewusst gemacht und so mit der Realität abgeglichen werden. In Suchtbeziehungen wird dagegen ohne Abgleich ins Blaue geschossen... Und schließlich natürlich noch die Beziehung zwischen den zwei Menschen, die in Suchtbeziehungen fehlt.

Zu jeder gesunden Beziehung gehört die Unterstützung des Partners, aber nicht heilend und kontrollierend, sondern respektierend. Sie ist ein offenes System, in dem Informationen fließen und verarbeitet werden. Der Liste von Fertigkeiten, die für den Aufbau einer Pseudo-Beziehung benötigt werden, setzt sie dann eine Liste gegenüber mit Fertigkeiten, mit denen gesunde Beziehungen aufgebaut werden können.

Genesung

Wichtig dafür ist ihrer Meinung nach u.a.:
Die Syndrome als Sucht erkennen und behandeln.
Es sind 3-4 Süchte daran beteiligt (Sex, Romanzen, Beziehungen, evtl. auch Co-Abhängigkeit, letztere nicht aus der Opferrolle betrachten!) auf der Grundlage eines gemeinsamen Suchtprozesses.
Die Süchte UND den Suchtprozess behandeln.
Erkennen, dass entgegen eines evtl. Anscheins alle Süchte eine Flucht vor Nähe sind.
Alle Süchte sind lebensbedrohend, auch diese!
Alle Süchte sind bestens in die Gesellschaft integriert.
Man braucht laufende Unterstützung. “Genesung ist etwas, das man selbst in Angriff nehmen muss; aber man muss es nicht alleine tun.”
Sie sind extrem schwierig und schmerzhaft anzugehen.
Oft gibt es Zusammenhänge mit frühem Missbrauch.
Genesung ist ein Prozess und kein Ereignis; Genesung ist möglich; ist ein Wunder.
Der Prozess ist tückisch.

Anne Wilson Schaef sieht, wie gesehen, viele Beziehungsprobleme als Suchtprobleme und sie hat Erfahrungen in der Suchtbekämpfung. Daher ist naheliegend, dass sie zur Genesung wärmstens ein bei Süchten bewährtes Konzept empfiehlt: Das Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker, dass mittlerweile an andere Problembereiche adaptiert wurde, und auf das sie abschließend noch genauer eingeht. Anderen psychotherapeutischen Ansätzen steht sie eher kritisch gegenüber, da sie vermutet, dass viele Therapeuten selbst co-abhängig sind und damit selbst süchtig und somit zur Genesung nur eingeschränkt beitragen können. Das Buch erschien erstmals vor 15 Jahren. Ob das noch so stimmt, mag jeder selbst entscheiden, wenn er in Kontakt zu anderen Therapieformen kommt. Da ich selbst in Kontakt mit dem Zwölf-Schritte-Programm gekommen bin, führe ich ihren Weg noch etwas näher aus:

Welches Zwölf-Schritte-Programm einem am meisten bei der Genesung helfen kann, hängt wohl von den persönlichen Umständen ab. Womöglich sind mehrere nötig. Dem Thema am nächsten steht natürlich SLAA (The Augustine Fellowship, Sex- and Love Addicts Anonymous), auf die sie sich im Buch mehrfach bezieht. Übersetzt wird es mit Anonyme Sex- und Liebessüchtige, umfasst aber inhaltlich alle drei hier dargestellten Süchte. Außerdem gibt es noch AS (Anonyme Sexaholiker) für dieses Thema. Interessant ist vermutlich auch das nahe verwandte CoDA, das Zwölf-Schritte-Programm der Co-Abhängigen.

In der Buchbesprechung ein wenig unterschlagen habe ich bisher das Thema der Entstehung der Süchte. Hier sieht die Autorin Zusammenhänge mit Familie, Kirche und Gesellschaft, die in ihrer Breite hier wohl den Rahmen sprengen würden. Man möge es nachlesen :-) Was die Rolle der Familie betrifft, bietet es sich an, hier auf einen Aspekt einzugehen, weil es hierzu ein passendes Zwölf-Schritte-Programm gibt. Ursache von vielen Süchten ist vermutlich eine dysfunktionale Familie. Wie auch bei der Co-Abhängigkeit entwickelte sich dies zunächst auch um den Alkoholiker herum, entsprechent heißt das Programm EKS (Erwachsene Kinder Suchtkranker, manchmal auch EKA oder ACA). Viele in Alkoholikerfamilien durch die Kinder erlernten Verhaltensmuster führen dazu, dass diese später selbst Suchtprobleme bekommen, sei es auch als Alkoholiker oder auch mit anderen Süchten wie Co-Abhängigkeit. Mit der Zeit erkannte man, dass ähnliche Strukturen auch in anderen Familien ohne Alkoholismus bestehen und dass auch dort Kinder ähnliche Probleme bekommen. Eltern sind in solchen dysfunktionalen Familien nicht in dem Maße für die Kinder da, wie es eigentlich nötig wäre, vor allem auf der Gefühlsebene. Warum, ob wegen Alkohol, Arbeitssucht, Co-Abhängigkeit oder anderen Problemen, ist letztlich nebensächlich. Daher kann auch dieses Programm hilfreich sein. Apropos Familie: Missbrauchsopfer finden ihre Heimat vielleicht auch noch bei ISA (Incest Survivors Anonymous).

Als allgemeineres Programm kann auch EA (Emotions Anonymous) hilfreich sein. Wer zudem von weiteren Süchten betroffen ist, sollte entsprechende Fachprogramme besuchen. Es gibt derzeit welche für Alkohol (AA), Arbeitssucht (AAS), Messies (AM), Raucher (AR oder NiCA), Borderliner (BA), Schulden- und Kaufsüchtige (DA), Spielsüchtige (GA), Drogen- und Medikamentenabhängige (NA), Essgestörte (OA).

Andere Gesellschaft?

Anne Wilson Schaef betont die gesellschaftlichen Zusammenhänge beim Entstehen des Suchtprozesses und der einzelnen Süchte sehr stark. Bräuchten wir also eine andere Gesellschaft? Vermutlich ja. Vielleicht sind wir auf dem Weg dorthin, denn so langsam hat die Psychotherapie das richtige Arbeitswerkzeug für eine Genesung der Einzelnen und damit irgendwann auch der ganzen Gesellschaft. Dass es nicht immer so war mit unserer Gesellschaft ist Thema eines anderen Buches:
Jean Liedloff: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück
Klappentext:
“Im Dschungel Venezuelas trifft eine junge Amerikanerin auf die Yequana-Indianer. Fasziniert vom offenkundigen Glück dieser ‘Wilden’, bleibt sie insgesamt zweieinhalb Jahre bei dem Stamm und versucht, die Ursachen dieses glücklichen und harmonischen Zusammenlebens herauszufinden. Sie entdeckt dessen Wurzeln im Umgang dieser Menschen mit ihren Kindern und zeigt, wie dort noch ein bei uns längst verschüttetes Wissen um die ursprünglichen Bedürfnisse von Kleinkindern existiert, das wir erst neu zu entdecken haben.”
Sie stellt die These auf, auch mit Parallelen aus der nah verwandten Tierwelt, dass früher das Aufwachsen der Kinder bei allen Menschen so war, wie bei diesem Stamm noch vorgefunden, dass es so die von der Natur gewollte Art war. Nun können wir schlecht in den Urwald zurück und für uns selbst ist es eh zu spät, um nochmal als Baby anders aufzuwachsen. Aber auch uns kann geholfen werden:

Das innere Kind

Denn auch dafür hat die Psycho-Therapie Lösungen gefunden: Man beschäftigt sich nachträglich mit seiner Kindheit: mit seinem inneren Kind, ganz nach dem Motto: “Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit”.
Klappentext des Theoriebuches:
“Viele von uns verleugnen ihr inneres Kind – das traurige, lachende, verrückte und oft so weise Kind, das in jedem steckt, ob Mann oder Frau. Aber erst wenn wir es hören und uns mit ihm aussöhnen, können wir uns auch selbst lieben. Wer lernt, die kreative Kraft des inneren Kindes und das rationale Denken des Erwachsenen in Form einer kreativen Partnerschaft zu verknüpfen, der heilt nach und nach seine Angst, seinen Schmerz und sein Alleinsein. So kann jeder Erwachsene wieder mit jenem Teil von sich Verbindung aufnehmen, der Gefühle und Erfahrungen in sein rational ausgerichtetes Leben zu integrieren weiß.”

Diese beiden Bücher behandeln also eine weitere Möglichkeit, zu sich selbst zu finden, indem man die Wurzeln der Probleme wieder entdeckt und mit ihnen Frieden schließt und sich den Gefühlen öffnet. Es beschreibt zunächst die Mechanismen, die zu den heutigen Verhaltensmustern als Erwachsener geführt haben, und wie man diese in der Arbeit mit dem inneren Kind korrigieren kann. Das Arbeitsbuch enthält praktische Übungen für die Arbeit.

Auch diese Bücher stehen dem Zwölf-Schritte-Programm nahe. Co-Abhängigkeit und dysfunktionale Familien nehmen ein Kapitel ein und die zwölf Schritte wurden in einer mir als nichtreligiösen Menschen sehr angenehmen Art auf das Thema inneres Kind adaptiert. Auch dieses Buch fasst verschiedenste psychologische Störungen unter einem Dach zusammen. Die Bücher von Liedloff und Schaef werden übrigens bei der empfohlenen Literatur erwähnt, insofern passen alle erwähnten Bücher gut zusammen.

Professionelle Hilfe

Wer alleine und mit Selbsthilfegruppen nicht weiter kommt, kann auch preofessionelle Hilfe bekommen. In Deutschland arbeiten vier psychosomatische Kliniken nach dem “Bad Herrenalber Modell”, das ein sehr gruppentherapeutisch orientiertes Therapiemodell ist und neben dem Zwölf-Schritte-Programm auch noch Bonding, div. Entspannungstechniken, Körper-Gestalt-Therapie etc. umfasst. Aber auch immer mehr Psychotherapeuten etc. kennen das Herrenalber Modell und integrieren es in ihre Arbeit. Zumindestens die Herrenalber Klinik hat Listen mit empfohlenen Therapeuten.

Literatur:

Die Flucht vor der Nähe
Warum Liebe, die süchtig macht, keine Liebe ist
Anne Wilson Schaef
Deutscher Taschenbuchverlag - dtv
ISBN 3-423-35054-7
1989 (USA), 1990 (D), 14. Auflage März 2005
€ 7,50
Co-Abhängigkeit
Die Sucht hinter der Sucht
Anne Wilson Schaef
Wilhelm Heyne Verlag
ISBN-13 978-3-453-09539-7
1986 (USA), 1986 (D), 16. Auflage 2006
€ 7,95
Auf der Suche nach dem verlorenen Glück
Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit
Jean Liedloff
Verlag C. H. Beck
mein gebraucht gekauftes Exemplar hat die Daten:
ISBN 3-406-45724-X
1977/1986 (USA), 1980 (D), ?. Auflage 2001
€ 8,90
Aussöhnung mit dem inneren Kind
Erika J. Chopich, Margaret Paul
Ullstein Buchverlage
ISBN-13 978-3-548-35731-7
1990 (USA), 1993 (D), 21. Auflage 2006
€ 8,95
Das Arbeitsbuch zur Aussöhnung mit dem inneren Kind
Erika J. Chopich, Margaret Paul
Ullstein Buchverlage
ISBN-13 978-3-548-36702-6
1993 (USA), 2005 (D), 3. Auflage 2005
€ 9,95

Weblinks:

2006 zusammengestellt von Heiko Jacobs

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