Mein Berg
Ich sitze hier auf meinem Berg,
betrachte mir getanes Werk.
Du bist so fern, bist nicht bei mir,
gestanden habe ich meine Liebe Dir.
Ich schließ die Augen und Dein Gesicht,
so klar so fein wie ein Gedicht,
schaut mich eingeschüchtert von unten an,
was habe ich gesagt, was hab ich getan.
In den Arm genommen hab ich Dich
geküßt haben wir uns - wieso nicht.
Doch warst Du voller Angst und Scheu?
Hast Du getan was Du bereust?
Jetzt schau ich runter von meinem Berg,
seh weder gut noch schlecht an meinem Werk,
sitz hier alleine und denke in die Nacht,
und möchte wissen was unsere Liebe macht.
Hast Dich nicht geäussert zu Deinen Gefühlen,
nur von der Ängsten erzählt die in Dir wühlen,
laß mich Dir helfen zu verstehen,
laß uns diesen Weg gemeinsam gehen.
Du wirst es sehen - es ist ganz leicht,
und wenn die Angst dann auch mal weicht,
dann ist was wunderbares mit uns geschehen:
Wir werden unsere Liebe sehen!
Ich gehe jetzt von meinem Berg hinunter,
und das mach ich ganz froh und munter,
spring über Stock und Stein und Ritzen,
denn ich möcht nicht weiter oben sitzen.
Ich bin vom Berg zu Dir gekommen,
hab mir diese Zeilen für Dich ersonnen,
auch als Buch würd ich sie binden,
könnt ich einen weg zu Deinem Herzen finden.
Tiefe Gefühle schreiben dies,
doch der geübte bin ich nicht,
ich weiß nur: Ich liebe Dich!
und dazu brauche ich meinen Berg nicht.
***
Ich sitz mal wieder auf meinem Berg,
hab nun die Antwort zu meinem Werk,
hab ihn wieder allein erklommen -
den Du bist nicht mitgekommen.
Nur Freundschaft war's - auch beim Kuß,
das ist die Wahrheit mit der ich leben muß.
Hab zuviel erwartet von uns beiden
und seh uns beide jetzt nur leiden.
Du hast geküßt ohne Hintergedanke,
hast dann gemerkt wie ich wanke.
Warst erschrocken von meinen Gefühlen
die jetzt wohl auch in Dir wühlen.
Verletzen wolltest Du mich nicht,
doch bedachtest Du dabei nicht,
daß mein Herz zu lang alleine war
und ich's vergaß und nur Dich noch sah.
Es tut mir leid, daß ich's vergaß,
daß ich zu lange oben saß,
lies meinen Gefühlen zu freien Lauf
und machte meine Seele für Dich auf.
Zuviel war's für Dich auf einen Schlag,
zuviel zu schnell was geschah,
den Keim erdrückte ich im Sande
so wie Dich - nur in die Bande.
Nun sitze ich hier auf meinem Berg
und schließe ab mit meinem Werk.
Klappe zu dies Buch - es ist gebunden,
doch den Weg zum Herz hat's nicht gefunden.
Jetzt sitz ich hier und denk allein,
wie konnt's passieren wie kann das sein.
Ich seh nun mich und ich wollt Dich,
doch Deine wahren Gefühle sah ich nicht.
Sie paßten nicht zu meinen Gefühlen,
die auch jetzt noch in mir wühlen.
Drum liebe Leuter laßt euch sagen,
laßt Raum für Liebe - an allen Tagen.
Gebt mehr Obacht auf die Gefühle anderer,
sonst seit ihr so wie ich - ein Wanderer!
Vom Berg hinab - ins schöne Tal,
dann wieder hinauf zum kühlen Gral.
Jahre Wandern läßt die Liebe mich,
den Weg zu Dir find ich dennoch nicht.
Aller Mut und alle Kraft wird nun von mir gerafft
Du sollst sie bekommen, keine Liebe nur Freundschaft.
Nur für Gunda. · Geschrieben im August 1998
***
Tja das war's. Diese Gedicht - beide Teile - sind für Gunda. Ich wollte wohl zu viel.
Und immer daran denken ihr lieben: Kopf hoch - morgen ist auch noch ein Tag. Das Leben geht weiter. Es tut zwar weh, aber wer den Schmerz nicht kennt, der kann sich über ein wenig Liebe nicht freuen. Schmerz steigert unser Empfinden für die Liebe und Wärme. Auch wenn sie nur in _einem_ Kuß oder einer Sekunde der Berührung liegt.
Ich laß jetzt mal für ein paar Tage den Kopf hängen - aber dann richte ich mich wieder auf. Gehe wieder auf Wanderschaft. Wie lange allerdings die 'paar Tage' sind - das weiß ich nicht.
Harald Neiss · Gepostet am 28. August 1998