Re: Ratschläge
(der folgende Text entstand als Antwort auf das Posting Ratschläge von Silke-Maria Weineck)
«Und Ihr hängt hier rum und heult, "sind wir nicht, sind wir nicht." Wird schon stimmen. Seid Ihr nicht. Okay. Woran kann man was ändern?»
Aber so einfach ist das nicht. Diese Frage stellt man sich nicht, wenn man nicht weiss, was man dabei gewinnen kann. Und das sieht man zu diesem Zeitpunkt gar nicht, weil es hinter dem Horizont liegt und der Weg dorthin ist weit, sehr weit. Ich suche ihn seit ca. 2 Jahren, aber ich habe ihn immer noch nicht gefunden. Vielleicht passiert es ja irgendwann, dass das Puzzle plötzlich aufgeht und auf einmal alles ganz leicht wird. So stelle ich mir das vor, wenn man sich selbst gefunden hat.
«Sensibel? Beobachten. Und, wiederum, lesen. Z.B. Romane von Frauen lesen.»
Ich habe einiges gelesen, von Frauen, über Frauen. Ich wollte sie verstehen. Irgendwann fiel mir mal ein Buch von einem "richtigen" Mann in die Hand. Da habe ich begriffen, dass ich über mich selbst viel zu wenig weiss. Ich glaube, das ist ein Fehler von vielen hier und auch anderswo. Ein Mann muss zuerst ganz tief drinnen verstehen, was es heisst, ein Mann zu sein und das hat zunächst nichts mit Euch Frauen zu tun. Gar nichts.
Es hat vielleicht mit Stärke zu tun und mit Aktivität und mit Denken und mit Wildheit und auch mit Schmutz und mit Aufrichtigkeit und Fairness und Kampf. Bevor ein Mann davon nichts weiss, wäre es gut, wenn er der "Gott-Frau" überhaupt nicht begegnet, sonst wird sein Verlangen zu stark und er vergisst, dass er erst ein Mann sein muss, um selbstbewusst auf eine tolle Frau zugehen zu können.
Ich dachte mal, dass Frauen sowieso viel toller sind als Männer. Seid ihr nicht. :-) Wie will man mit so einer Einstellung ein gleichberechtigter Partner für eine Frau sein und ihr widersprechen?
Ihr seid vielleicht schöner als wir, aber wir haben andere Qualitäten, ohne die ihr auch nicht leben könntet. Wenn denn unser Denken mit unserem Körper und Instinkten im Einklang ist und das ist das Problem.
Das Dumme ist, dass ein Junge zunächst eine Mutter hat und den Vater vielleicht selten zu Gesicht bekommt. Wen soll er sich aus Vorbild nehmen. Woher soll er lernen, was das ist, ein Mann. Bestimmt nicht von der Mutter. Das ist gar nicht böse gemeint, aber eine Frau kann nicht wissen, was in einem Mann vorgeht, genauso wenig, wie ein Mann das von einer Frau wirklich wissen kann. Eine Mutter hat halt eine weibliche Sicht der Dinge und deshalb muss sich der Junge irgendwann davon lösen, um ein Mann zu werden. Das passiert viel zu selten.
«Engel, und er, wie Fall zwei, liebt Frauen -- und zwar alles an ihnen, das Konzept Frau. Und sowas spür ich, und viele andere Frauen auch.»
Weisst Du, dazu muss man das Konzept Frau erstmal zu Gesicht bekommen haben und man muss Zeit haben, so eine Frau zu beobachten, um zu verstehen, dass es ein Geschenk ist, dass sie anders ist als wir Männer. Zunächst wundert man sich nämlich erstmal, warum sie so "komische" Dinge tut, warum sie Sachen sagt, die sie danach schon vergessen hat, einfach aus dem Bauch heraus. Aber es ist sehr schön das sie das tut und noch viel mehr, was ich hier nicht beschreiben kann. Müssen sie eigentlich immer frech sein?
"Wie weit ist es von einem Mann zu einer Frau! Aber das ist schön, in eine Frau wie in ein Meer zu tauchen. Nicht denken ... Viele von ihnen haben Brillen auf und haben es im eigentlichen Sinne verlernt, Frau zu sein - und haben nur noch den dünnen Charme." Tucholsky
Ich glaube da ist viel dran. Es gibt eigentlich ziemlich wenige Frauen, die mir gefallen und alle sind sie älter als ich und waren meist schon verheiratet, haben eine Trennung hinter sich, nach der sie erst zu einer "richtigen" Frau geworden sind. Ich glaube, mit 20 kann eine Frau keine Frau sein und ein Mann kein Mann sein. Aber die Aussicht, erst 35 oder 40 sein zu müssen, ist auch nicht so toll.
Weil manchmal sieht man halt eine solche Frau und dann merkt man, wie es brennt. Aber es geht gar nicht um Sex. Vielleicht ist es der Wunsch, von einer einer anderen, geheimnisvollen, aufregenden Welt zu erfahren und sich mit ihr zu vereinigen. Das fand ich im "englischen Patienten" so schön. Wir Menschen sind die eigentlichen Länder und wir tauchen ineinander ein. Nicht nur so.
Naja, es ist doch so, dass die meisten Frauen ältere Männer wollen. Ich verstehe nicht, warum das umgedreht nicht so sein soll. Aber das ist ein Problem, weil man immer in einer Schublade landet und die meisten sind schon vergeben. Vielleicht hilft da wirklich nur wegnehmen? Es gibt ja auch welche, die nicht mehr lieben. Bei den anderen hat man ohnehin keine Change.
«Nummber vier, kurz, rund, behaart wie ein Bär, belesen wie fünfzig Mann, voll von Geschichten von Russland und Frankreich und England, voll von Gedanken aus 2000 Jahren Philosophie und LIteratur und Kunst.»
Mir hat mal eine Bekannte gesagt: "Du kannst nicht mit 28 soviel Lebenserfahrung haben wie ein 50jähriger." Da ist wohl leider etwas dran.
«Wenn ich nicht verheiratet wär, würd ich mit jedem einzelnen sofort ins Bett hüpfen, an die See fahren, whatever.»
Tust Du aber nicht. Das geht vielen so. Aber das ist wohl das Leben. Manchmal kommt es mir so vor, als ob wir uns hier alle nur um die Frauen streiten, so eine Art Kampf, und die Frauen um die Männer. Man sieht oft Frauen, wo man sich fragt, wie dieser Mann sie wohl abbekommen hat. Ganz einfach. Er wusste, wie er es anstellt und also hat er sie verdient. Ich will nicht sagen, dass das immer so ist und Du klingst z.B. glücklich, aber es ist schon so. Eine oder einer, die vergeben ist, ist es halt und es ist weiss Gott nicht so, dass nur tolle Männer in der Minderzahl sind. Aber das ist kein Grund zum Jammern. Irgendwann fragt man nicht mehr warum, sondern nur noch wie. Das sind dann so Tage, wo man die Türen dreimal so laut knallt, weil man so ein Wut in sich hat und nicht weiss, wohin damit, weil ja alles an einem selbst liegt. Es hilft einem keiner. Mir ging's heute so. Vielleicht kann man daraus Kraft schöpfen?
«Zwei Sachen, die auf viele Frauen unwiderstehlich wirken: Klavier spielen können und Geschichten erzählen können.»
Es gibt auch genug Frauen, die Geschichten langweilig finden und philosophieren noch viel mehr, vielleicht weil sie es nicht verstehen oder denken, hier will sich einer wichtig machen. Die anderen sind vielleicht selten.
«Gereist haben. Gelesen haben. Sachen erlebt haben. Und nicht gierig sein. Gier ist das allerschlimmste. Beggars can't be choosers, heisst es auf Englisch, und eine Frau, die angebettelt wird, wird immer denken, der nähme doch jede. Und meistens hat sie recht.»
Ich könnte mir trotzdem vorstellen, dass die Männer, die Du beschrieben hast, solche Gedanken hatten. Sie haben es Dich nur nicht merken lassen und vielleicht ist das der Trick dabei. Männer sind viel schneller entflammt als Frauen und das ist wohl der Grund, warum wir Euch immer den Hof machen müssen. :-) Aber es macht ja auch Spass, wenn man die Gelegenheit dazu hat.
«Wenn Ihr eine Frau trefft, seht sie Euch an. Lange und gründlich. Stellt viele, viele Fragen. Erzählt Ihr was. Lest Ihr was vor. Zeigt Ihr was, was sie nicht kennt. Und wartet ab.»
Ich habe Deinen Artikel gern gelesen und bewegt hat er mich auch. Ich finde das auch nett, dass Du solche Ratschläge gibst und es schön, wenn man mal erfährt, was in einer Frau vorgeht, solange man keine direkt fragen kann. Aber ich weiss nicht, ob Du damit wirklich jemandem helfen kannst, weil das Problem vielleicht wo ganz anders liegt, bei uns Männern selbst. Die Emanzipation der Frauen ist gut, aber sie hat uns nichts geholfen, weil wir nicht in Eurem Club sind. Wir brauchen eine eigene. Diese Welt ist vielleicht so, dass Männlichkeit nicht mehr gebraucht wird und deshalb nicht mehr gefragt ist und nicht mehr anerzogen wird. Und dann kommt so einer und irgendwann ist er für sich selbst verantwortlich und dann braucht er lange, um zu begreifen, dass es sinnlos ist, sich als Opfer zu sehen, so wie Du das gesagt hast.
Ich habe mich öfter mal gefragt, was Euch Frauen hier eigentlich in d.t.r hält. Es kann doch nicht sein, dass ihr hier nur den bedauernswerten Männern helfen wollt? Kennt ihr solche Probleme eigentlich nicht, Euch zu fragen, was es heisst, eine Frau zu sein?
Vielleicht wäre es für manch einen gut, wenn es d.t.r nicht gäbe, weil er sich dann hier nicht mehr einlullen könnte, weil er Angst hat, dort draussen "richtige" Frauen aus Fleisch und Blut anzusprechen. Mir ging das so. Hier jahrelang täglich Artikel für Artikel zu lesen schadet meiner Meinung nach mehr als es nützt, solange man mit seinem Leben nicht zufrieden ist, weil man so viel Zeit verliert, um nachzudenken, zu lesen, sich trauen zu müssen und die Decke auf den Kopf zu bekommen, damit einem einfach nichts weiter übrig bleibt, als rauszugehen, damit einem nicht das Herz herausspringt. Es gibt Zeiten, wo man einfach nur schreien möchte, so sehr brodelt das in einem und dann tut man vielleicht auch Sachen, die man eigentlich nicht tun sollte, wo man vielleicht eine Frau verletzt, obwohl man ihr ein Kompliment machen wollte. Sowas passiert. Aber es hilft nichts. Hauptsache man tut etwas, so gut wie es ebend geht und lernt daraus. Auf ein Neues ...
Rene Stange · Gepostet im Juni 1997