Sabine - eine Moritat

Teil 1 von 3

Hi Leute!
Da sich hier ständig alle den Kopf über Liebe, Zuneigung, Vertrauen und Verständnis zerbrechen, möchte ich mal eine Geschichte erzählen, die mir letztes Jahr "zugestoßen" ist....

Es würde mich interessieren, wie Ihr euch in den verschiedenen Situationen verhalten hättet.

Gewisse Namen und Ortangaben habe ich leicht verändert....

Viel Spaß beim Lesen!

Die Moritat von der unglaublichen Sabine

Prolog

An einem kalten Winterabend im Januar 1996 sitze ich vor meinem PC und streife höchst virtuell durch Net und IRC. An mein damaliges Pseudo kann ich mich nicht mehr erinnern, in meiner VK stand aber, wie damals bei mir üblich, die Angabe: "Luke, 34, Kalkar". Kurz bevor ich in die Heia gehen will, schreibt mich eine gewisse SYLVANA an und verkündet, sie sei zwar aus der Nähe von Bremen, käme aber gebürtig aus Xanten (eine Stadt in meiner Nähe) und hätte schreckliches Heimweh!

Da ich nun wirklich ins Bett will, biete ich ihr an, sie fürderhin mit den neuesten News vom Niederrhein zu versorgen. Nach der Feststellung, daß sie nicht über e-mail verfügt, gebe ich ihr meine Anschrift, da ich es mir abgewöhnt habe, die Cyber-Damen nach der realen Adresse zu fragen ( verständlich, bei der Baggerei im Sys...) Der ganze Schriftwechsel erschöpft sich auf ca. 6-7 Mt`s...
In der Erwartung, nie mehr was von dieser SYLVANA zu hören, die sich mit einem "Bussi, Sabine" verabschiedet hat, geht unser Held ins Bett.

1. Kapitel

Am übernächsten Tag komme ich am späten Abend, so gegen 16:00 Uhr, nach Hause; total erschöpft vom nervenaufreibenden Alltag eines deutschen Postbeamten. Zu meinem absoluten Erstaunen finde ich neben den üblichen Rechnungen einen Brief aus Armin bei Bremen vor, der Absender ist eine gewisse Sabine S. Nach einigem Nachdenken fällt mir tatsächlich wieder diese Sabine aus dem IRQ ein... Gespannt öffne ich den Umschlag und lerne folgende Frau kennen: Sabine ist 25, geschieden und hat 2 Kids, 5 & 6 Jahre alt. Sie ist aus beruflichen Gründen und der Liebe wegen in den Norden gezogen. Freund & Job sind passe`, so daß sie nunmehr ziemlich einsam bei den Fischköppen ihre Tage fristet.

Einen PC besitzt sie nicht und tickert gelegentlich bei einer Freundin. Genetisch bedingt erwacht bei mir sofort der männliche Beschützerinstinkt! Diesem armen Mädchen muss geholfen werden, und sei es nur durch nette, aufbauende Briefe aus der Heimat!! Zwar strebe ich momentan keine neue Beziehung an und zum Baggern bin ich sowieso zu blöd... aber eines kann ich ganz gut: Gefühlvolle, einfühlsame Briefe verfassen! Also setze ich mich hin und antworte...

Bald schon habe ich 2-3 mal pro Woche einen Brief aus Armin im Briefkasten. Wenn ich mal nicht sofort antworte, erhalte ich todtraurige Postkarten mit entsprechenden Motiven... In mir baut sich das Bild einer Frau auf, die sämtlichen Widrigkeiten des Lebens mutig trotzt, ihre Kiddies trotz Arbeitslosigkeit und präkären Finanzen durchbringt und sich nicht entmutigen lässt! Bewundernswert, oder?
Ihre einzige Freude ist ein gelegentlicher Besuch in ihrem Stamm-Cafe mit ihrer Freundin Moni, verbunden mit dem Genuß einer Tasse Milch-Kaffee.
Obschon mich die "Pflicht" , immer umgehend antworten zu müssen, doch langsam nervt, schreibe ich jedesmal entsprechend brav zurück....
Weil mich doch langsam die Neugier plagt, welch wundervoller Mensch sich hinter diesen Briefen verbirgt, schlage ich ihr ein Treffen vor, wenn sie mal wieder am Niederrhein weilt, um ihre Eltern zu besuchen.

Der Antwortbrief haut mich aus den Socken!! Sie schreibt mir, aufrichtig wie immer, daß sie nur zu gerne diesen Luke kennenlernen möchte, es aber nur für fair hält, mich über gewisse Dinge aufzuklären.... und sollte ich danach den Kontakt abbrechen, wäre das schon ok!...sie verstehe das, denn selbst ihre Eltern hätten deswegen den Kontakt zu ihr abgebrochen.
Und so erfährt der Erzähler, daß Sabine, die ihren erlernten Beruf als Krankenschwester nie ausgeübt hat (Heirat), von einem Bekannten der Eltern ein Job als Geschäftsführerin einer Baufirma angeboten wurde. Mit ihren damals 24 Jahren hegte sie keinen Argwohn und nahm den Job an. Ihr ist in der Tat nie in den Sinn gekommen, daß sie lediglich als Strohmann diente...
Natürlich ging die Firma nach einiger Zeit mit 1.5 Millionen Mark in Konkurs und sie war alleinig haftbar. So hatte sie mit gerade 25 Jahren einen winzig kleinen Schuldenberg am Hals....

Desweiteren erzählte sie von ihrem Freund, den sie über die Firma kennenlernte. Dieser Schweinehund ging fremd und holte sich Aids... und steckte sie damit an!!
Nun stand sie also da, mit 1.5 Mio. Schulden, ohne Geld, war HIV+... der Freund passe`, sie ohne Job und zwei kleine Kids am Rockzipfel... und ihre Wohnung würde im August `96 abgerissen, so daß sie auch noch ein neues Domizil suchen musste! Welcher Mensch hätte da kein Mitleid?

Also schreibe ich politisch korrekt zurück, daß ihr HIV+ mir nichts ausmacht, und sie deswegen in meiner Achtung nicht sinkt... was übrigens meine ehrliche Meinung war Allerdings befinde ich mich nun in einer prekären Zwickmühle. Sabine betrachtet dies scheinbar als Liebeserklärung und spricht in ihren nächsten Briefen von einer gemeinsamen Zukunft, wie wunderbar ich wäre, etc...
Der Fairness halber schreibe ich, daß mir momentan nicht nach trauter Zweisamkeit ist und ich die Vorteile des Singlelebens sehr schätze, ebenso wie ihre Freundschaft zu mir. Unbeirrt drängt sie auf ein baldiges Treffen.

Kapitel 2

Mittlerweile schreiben wir Mai `96. Mein Umzug nach Wesel steht vor der Tür und ich stecke mitten in den Vorbereitungen. In ihrem letzten Briefen schrieb mir Sabine, sie schaffe alles nicht mehr und beabsichtige, für ihre Kinder eine Pflegefamilie zum zeitweiligen Aufenthalt zu suchen. Zum ersten Mal erhält das Bild Sabines in mir einen Riß. Die warmherzige, sehr emotionale Sabine,die sich durchs Leben fightet, gibt ihre Kinder ab?? Mitte Mai erhalte ich samstags einen Anruf von Sabine, die sich mit ihren Kindern im geliehenen Auto auf dem Weg zu ihren Eltern in Xanten befíndet. Die Eltern haben sich bereit erklärt, ihre Kiddies aufzunehmen. Am Telefon schlägt sie ein Treffen in Moers vor, das sich etwa auf halben Wege zwischen uns befindet. Sie sei dann auf dem Rückweg von ihren Eltern...

Nun werde ich Sabine also endlich mal persönlich kennenlernen! Das Treffen ist für 20:00 angesetzt. Auf dem Weg nach Moers überlege ich mir einige tröstliche Worte, denn sicherlich ist Sabine total zerknirscht, da sie ja gerade ihr Liebstes auf dieser Welt abgegeben hat: Ihre Kinder.
Am vereinbarten Treffpunkt dreht der Erzähler einige Runden, bis er eine ihm fröhlich zuwinkende junge Frau erspäht: Sabine
Schnell steigt sie ins Auto und beginnt eine Unterhaltung, als ob wie uralte Bekannte wären. Sie leitet mich zu einem Restaurant, wo sie im Verlauf des Abends den vergangenen Tag mit drei Sätzen abhakt, dafür aber umso mehr von sich erzählt. Ich sitze ihr staunend gegenüber und halte das alles für einen Akt der Verdrängung. Abgesehen davon sitzt mir eine modisch gekleidete Frau von 25 gegenüber, lange braune Haare und relativ gutaussehend. Ihr einziger Makel ist eine post-pubertäre Akne im Gesicht...

Sie plappert fröhlich vor sich hin und bietet mir die perfekte One-Woman-Show. Das ist die empfindsame, ruhige und emotionale Sabine??
Einerseits bin ich erleichtert, kein Bündel Elend vorgefunden zu haben... andererseits scheint sie eine etwas übertriebene Egomanie zu pflegen. Relativ verwirrt über diverse Zwiespältigkeiten fahre ich spät nachts nach Hause, während Sabine sich auf dem Rückweg nach Bremen befindet.
Am 1.Juni ziehe ich um, ein Samstag. Der letzte Brief, der mich unter meiner alten Anschrift an diesem Tage erreicht, ist ein lieber Brief von Sabine, die mir alles Gute zum Umzug wünscht und desweiteren erklärt, wie sehr ich dem Bild entspräche, das sie sich von mir gemacht habe.

Am darauffolgenden Mittwoch, ich stecke noch mitten in Kartons und Chaos, klingelt der Telegrammbote und überreicht mir ein dringendes Telegramm aus Xanten. Sabine bittet um sofortigen Anruf unter der Nummer ihrer Eltern. Da an diesem Tage mein neuer Anschluß freigeschaltet wird, tue ich dies auch. Sabine erklärt, seit dem Wochenende bei ihren Eltern zu sein und sich nichts sehnlicher zu wünschen, als die nächsten Tage bei mir zu verbringen, Kartons auszupacken, usw.
Brav hole ich sie abends in Xanten ab und brauche für den 30KM-Rückweg fast 3 Stunden, weil Sabinenoch unbedingt bei McDonalds, dem Eiscafe und zum Abendessen beim Griechen vorbei muss. Relativ entnervt erreiche ich um 23:00 meine neue Wohnung. Da der nächte Tag, Donnerstag, ein Feiertag ist, entschließt sich Sabine erst mal in aller Ruhe von ihrem Leben zu erzählen, mich nach meiner Meinung zu dies und jenem zu befragen, mich diversen Pseudo-Psycho-Tests zu unterziehen... um abschließend morgens um 09:30 zu konstatieren, daß ich ok sei und sie nun ein wenig müde... Meine Eindrücke sind zwiespältiger als je zuvor: Sabine bringt frischen Wind in mein bislang so ruhiges, selbstbestimmtes Single-Leben... ein bißchen hab ich mich sogar in sie verguckt und bin gespannt auf die nächsten Tage.
Andererseits hat sie einige Ansichten, die mir die Haare zu Berge stehen lassen und die mit meinen Auffassungen in keinster Weise harmonieren. Mir wird schon recht bald klar, daß ich mit ihr nie mein Leben teilen könnte.
Der Verfasser dieser Moritat steht mit beiden Beinen im Leben, ist leidlich progressiv, unverklemmt und tolerant...

Aber bei Sabine dreht sich scheinbar ALLES nur um Sex ! Wo ist denn diese einfühlsame, ruhige junge Frau aus den Briefen abgeblieben?
Jeder dritte Satz, der in den nächsten Tagen aus ihrem Munde kommt, dreht sich um Thema Nr. 1. Je mehr ich davon höre, desto mehr vergeht mir die Lust dazu und je zurückhaltener ich darauf reagiere, desto mehr erzählt sie von ihren Ruhmestaten. Die Frau scheint sich ausschließlich über ihren Unterleib zu definieren. Sie kann absolut nicht verstehen, warum ich es nicht toll finde, daß sie es mal schaffte, in *einer* Nacht ihren Ehemann mit ihrem Freund, diesen mit einem Bekannten und die beiden letzteren widerrum mit ihrem Mann zu betrügen... Ihre diesbezügliche These dazu lautet, man könne sehr wohl Treu UND Polygam sein, was ich nun wieder gar nicht nachvollziehen kann.
Am Wochenende musste sie wieder zu ihren Eltern, der Kinder wegen. Sie selbst fand dieses MUSS eher ärgerlich. Ich dagegen war nach 3 Tagen Sabine froh, wieder nach Luft schöpfen zu können und diese seltsame Sabine kopfmässig verarbeiten zu können....

Sabine war die seltsamste Person, die mir je begegnet war, was mich einerseits neugierig machte, zum anderen aber innerlich auf Distanz gehen ließ. Die Woche verlief ruhig, ich lernte meinen neuen Wohnort näher kennen und bekam nur 2 Briefe von Sabine, die sich entschlossen hatte, ihre alte Wohnung zu verlassen und bei ihrem Ex-Freund in Lübeck unterzukriechen. Zwar fände sie, schrieb sie, dessen dauernden Annäherungsversuche ziemlich nervend, aber sie hielte es alleine nicht mehr aus und vermisse meine zurückhaltende Art... Am Samstagabend klingelte um 23:30 das Telefon. Sabine erklärte, sie sei kurzentschlossen aus Lübeck geflüchtet, befände sich nun in Hamburg und warte auf ihren Anschlußzug nach Duisburg. Ob ich sie da bitte um 04:00 abholen könne? Somit sehen wir unseren Helden ziemlich überrollt & verdattert an einem Junimorgen um 04:00 an einem Gleis stehen, wo ihm Sabineum den Hals fällt.

Das alles hört sich in der Rückschau recht negativ an, damals aber fühlte ich mich zwar ziemlich überrollt, aber diese Frau faszinierte mich auf eine ganz seltsame Weise.... ich sah den kommenden Tagen mit entspannter Neugier entgegen, in der ruhigen Gewissheit, daß Sabinemir als Mann eh nicht "gefährlich" werden konnte... wie auch immer, ich war halt neugierig, was sie noch so alles im Repertoire hatte... das nun sollte ich in den folgenden Monaten ausgiebig kennenlernen!

Kapitel 3

Sabines zweiter Besuch begann mit einem Frontalangriff nach dem Motto: "Jetzt oder nie stürme ich die Festung!" Da sie nach eigener Aussage bisher noch jeden Mann bekommen hatte, fuhr sie die ihrer Meinung nach geeigneten Geschütze auf...
Zwar hatten wir schon bei Besuch Nr.1 in einem Bett geschlafen, aber jeder brav auf seiner Seite...

Nunmehr war ihr plötzlich jede Nacht beim Einschlafen fürchterlich kalt und da waren noch diese ätzenden Rückenverspannungen, die dringend einer Massage bedurften. Nun, ich wärmte ihre Füße, massierte ihren Rücken und schlief danach brav ein... mit einem innerlichen Grinsen ob ihrer Bemühungen. Ich muss zu meiner Schande eingestehen, daß mir das Spielchen Spaß machte... ich bin halt der Typ, der aus Prinzip HOTT sagt, wenn ihm jemand ein HÜ befiehlt.

Auch entwickelte sie einen ganz erstaunlichen Hang zu ausgiebigen sessions in der Badewanne, bei denen sie mich bat, ihr Zigaretten & Ascher zu bringen... es folgte jedesmal eine urgemütliche Diskussion über Gott und die Welt, verbunden mit eifrigen Recken & Strecken auf Seiten Sabines... nun bin ich auch nur ein Mann, so daß es mich ziemliche Energie kostete, weiterhin meine "Neutralität" aufrecht zu erhalten... Doch jedesmal, wenn ich begann, schwach zu werden, versuchte sie ihre Attraktivität durch kleine Schwänke aus ihrem Leben zu steigern... die dann auf mich eher abtörnend wirkten. Die Story, wie sie nach ihrer Scheidung ihre "wilde Phase" hatte und per BTX ein Jahr lang Dates abmachte und ihren sexuellen Horizont erweiterte, indem sie wochenweise durch ganz Deutschland tourte und sich wie eine Nutte anbot, nur halt ohne Bezahlung... aus unerfindlichen Gründen fragte ich mich damals nicht, wo denn in diesen Wochen ihre Kids waren und wovon sie dieses Hobby finanzierte... so ganz ohne Arbeit....?

Oder wie sie im ersten Halbjahr `96 mit ihrer Freundin Moni an jedem Freitag in einem Partnerclub war, wo sie sich einen Spaß daraus machten, zu wetten, welcher von den anwesenden Männern wohl "danach" am längsten zitterte, das ganze in Relation zur Länge des Schniedels... ( lt. Sabinesind Männer mit einer Länge von weniger als 25 cm sowieso genetischer Abfall...)
Auf meine Nachfrage bestätigte sie, sie könne durchaus nicht ausschließen, statt von ihrem Ex-freund sich im Club den Aids-Virus eingefangen zu haben und ihn angesteckt zu haben... und grinste dabei...

In mir zeichnete sich immer mehr das Bild eines Mädchens von 15 ab, gefangen im Körper einer 25-jährigen. Wie konnte ein erwachsener Mensch dermaßen naiv sein? Unsere Diskussionen zeigten mir einen Menschen, der eine reichlich platte Sicht der Dinge hatte, sich aber vollständig sicher war, immer im Recht zu sein...
Als ihre Sex-Taktik nicht fruchtete, begann sie die Methode "Liebe geht durch den Magen" Jeden Mittag, wenn ich nach Hause kam, stand ein auch optisch nett angerichtetes Essen auf dem Tisch, außerdem stets Kaffee & Kuchen um 17:00 Uhr... für mich ziemlich spießig. Sie meldete sich am Telefon mit S. / Keiser, sprach von "unserer" Wohnung, "unserem" Telefon...usw...

Schon zu diesem Zeitpunkt jedoch war mir endgültig klar, das es für mich und Sabine keine gemeinsame Zukunft geben konnte. Abgesehen davon, daß ich sie nicht begehrte, fiel es mir auch immer schwerer, sie und ihre Sprüche zu ertragen. Mit anderen Worten: Meine anfängliche Zuneigung & Neugier begann in Mitleid & Abneigung umzuschlagen. Ich brachte es jedoch nicht übers Herz, sie zu bitten, wieder nach Lübeck zu entschwinden, weil ich gelegentlich doch noch die Sabine aus den Briefen entdeckte. Schließlich sprach ich sie darauf an, daß ich Schwierigkeiten hätte, ihre verschiedenen Facetten unter einen Hut zu bekommen...
Fröhlich erklärte sie mir, das sei kein Wunder, denn sie befände sich seit geraumer Zeit in psychiatrischer Behandlung, weil sie an einer multiplen Persönlichkeitsspaltung leide.

Nach 2 Wochen musste sie wieder nach Lübeck, um diverse Termine wahrzunehmen. Froh, es endlich hinter mir zu haben und ohne verletzende Äußerungen meinerseits Sabine endlich los zu sein, setzte ich sie in den Zug.
Endlich blockierte keiner mehr stundenlang mein Telefon, dessen Akku immer dann leer war, wenn ich ausnahmsweise auch mal telefonieren wollte.... ich atmete tief durch und freute mich des Lebens!

Da Sabine in ihrer Zeit als Geschäftsführerin jener obskuren Baufirma in weiser Voraus- sicht für sich selber keinerlei Sozialabgaben abgeführt hatte, bekam sie nunmehr weder Arbeitslosenunterstützung, noch war sie krankenversichert.... die beiden Wochen ihrer Anwesenheit hatten mich finanziell demnach ziemlich gepfeffert getroffen, aber dies war es mir wert gewesen.... sowas wie Sabinetrifft man nicht alle Tage... außerdem bin ich zwar Taufschein-Katholik, aber trotzdem ein Anhänger der Bergpredigt.... und verbuchte somit die Ausgaben unter Nächstenliebe.

Ihre Ansprüche bezüglich Kino, Restaurant und Lebensstil waren zwar recht üppig, angesichts ihres Null-Einkommens....aber ich konnte es mir als Single letztlich ja leisten.... So beschloß ich, das Kapitel SABINE unter dem Konto "Erfahrungen" zu verbuchen und still vor mich hin zu lächeln... welch unglaubliche Person, diese Sabine!

Kapitel 4

Wir schreiben Anfang Juli `96 seit 2 Wochen lebt unser Erzähler wieder friedlich & fröhlich in seiner nunmehr nur ihm gehörenden, schönen neuen Wohnung.
Er erhält pro Woche so ca. 2-3 Briefe von Sabine, die ihm von ihrer Einsamkeit dort oben in Lübeck berichtet. Sie schreibt ihm Gedichte und er hat so langsam ernsthafte Bedenken... die Briefe handeln von Einsamkeit, Verzweiflung & dem Gevatter Tod als Trostspender. Alles in ihm schreit: NEIN! , aber er setzt sich hin, schreibt einen Brief an Sabineund sagt: Ich habe ab Montag nächster Woche Urlaub, komm rüber und wir verbringen 3 Wochen mit Baggersee und Faulenzen!

Die arme Frau ist so verzweifelt, ich würde sie sogar entgegen meiner Überzeugung mit einer Zuneigung beglücken, die weit über das hinausreicht, was ich real empfinde. Am Freitag erhalte ich im Dienst einen Anruf von Sabine, die sich gerade bei der Aids-Hilfe in Lübeck befindet. Nur zu gerne würde sie am Samstag zu mir kommen, ist aber total pleite, da ihr Ex-freund keine Mark mehr rausrückt... dabei hat sie gerade festgestellt, daß sie von ihm schwanger ist, ein "Ausrutscher" im Mai.
Natürlich unterbreche ich als moralisch gefestigter Mitteleuropäer ihren verbalen Tränenfluss mit dem Hinweis, das ich in diesem Falle eine bezahlte Fahrkarte in Lübeck hinterlegen lassen werde...

Frag mich bitte nicht warum, aber in diesem Augenblick tat mir dieses Menschenkind einfach nur leid! So viele Erwartungen ans Leben, so viel Dummheit & Enttäuschungen... Jedenfalls enteile ich noch während meines Dienstes zum Weseler Bahnhof und streite mich dort volle 1.5 Stunden mit dem Beamten um die Möglichkeit, hier eine Fahrkarte zu bezahlen, die in Lübeck am Samstag hinterlegt wird...
3 Telefongespräche und 27 Stunden später stehe ich in Münster, HBF und erwarte die Ankunft des Intercity aus Hamburg.

Dieser läuft um 22:00 ein und ihm entsteigt eine mich umarmende Sabine Als erstes stehen wir Schlange im Münsteraner McDonalds-Drive-in, denn meine liebe, arme Sabine hat natürlich Hunger auf Hamburger....
Das erste, was sie mir erzählt: Gestern abend war sie total stoned und irgendjemand oder irgendwas hat den Riß in ihrer Jackentasche zugenäht!
Nein, sie war wie üblich alleine, hatte kein Nähzeug im Haus und war sowieso total bekifft!

Natürlich kann ich das als rational denkender Mensch absolut nicht verstehen... Bis wir nach 80 KM zuhause sind, erzählt sie mir noch, eine Kontaktanzeige im PRINZ aufgegeben zu haben...
Außerdem hat sie auf 2 Anzeigen geantwortet, in denen 2 Ausländer für jeweils 20.000 DM eine Deutsche zwecks Aufenthaltserlaubnis zu ehelichen gedenken... Ich ergehe mich in einen Diskurs hinsichtlich Sinn & Zweck der Ehe und des Ausländerproblems... but, no chance! Ihr Argument: Money & Sex sells...

Kapitel 5 oder: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um...

Fortsetzung folgt!
In den nächsten Kapiteln erfährst Du unter anderem:
Warum mein oller Ford plötzlich 30 Liter Sprit auf 100KM brauchte...
Warum eine Kneipen-Bedienung plötzlich pro Abend 500DM verdient...
Wie ich Dank Sabine sogar die hiesige Türken-Mafia kennenlernte...
Weiter mit Teil 2...

LuKe · Gepostet im Oktober 1997

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